Rheumatologische Erkrankungen


Entzündlich-rheumatische Gelenkerkrankungen

Juvenile Arthritis

Juvenile Arthritis (juvenile idiopathische Polyarthritís): Vor dem 16. Lebensjahr auftretende, länger als sechs Wochen andauernde, Arthritis. Die juvenile Arthritis ist die häufigste chronisch-rheumatische Erkrankung im Kindesalter. Der Arzt unterscheidet verschiedene Unterformen, die sich anhand der betroffenen Gelenke sowie der Beteiligung anderer Organe wie Auge, Herz oder Lunge voneinander abgrenzen lassen.

Leitbeschwerden

  • Schonhaltung bei bestimmten Bewegungen
  • Auffälligkeiten beim Krabbeln, Gehen und Laufen
  • Asymmetrische Gelenkschwellungen (auch Wurstfinger oder Wurstzehen) und Schmerzen an mehreren Gelenken
  • Rückenschmerzen
  • Morgensteifigkeit
  • Allgemeinsymptome wie Fieber und Kopfschmerzen.

Das macht der Arzt

Die Diagnosesicherung erfolgt aufgrund der Anamnese, des körperlichen Befunds, Röntgen und Ultraschall sowie der Laborbefunde. Im Akutstadium wird die Erkrankung vor allem mit folgenden Medikamenten behandelt: Nichtsteroidale Antirheumatika, besonders Naproxen, Diclofenac und Indometacin. Bei Beteiligung innerer Organe verschreibt der Arzt Kortison oder Basistherapeutika wie Methotrexat.

Zusätzlich sind Krankengymnastik, Ergotherapie und physikalische Therapie geeignet, sie werden an die jeweilige Krankheitsaktivität und an das Alter angepasst. Für die längerfristige Betreuung der jungen Patienten sollten sich die Eltern einen erfahrenen Kinderrheumatologen suchen.

Bei etwa der Hälfte der Kinder kann die Krankheitsaktivität durch die Therapie ganz zurückgedrängt werden, sodass sie keine Symptome mehr aufweisen. Eine aktuelle Studie der Uniklinik Münster zeigt, dass eine generelle Weiterbehandlung mit Methotrexat, um einen Rückfall zu vermeiden, nicht nötig ist. Nur wenn die Werte des so genannten MRP-Biomarkers im Blut erhöht sind, deutet das auf ein erhöhtes Rückfallrisiko hin und die weitere Medikation lohnt sich.

Weiterführende Informationen

  • www.versorgungslandkarte.de – Internetseite des Deutschen Rheuma-Liga Bundesverbands e. V., Bonn: Hier finden Sie Adressen von kinderrheumatologischen Zentren und Kliniken mit speziellen Abteilungen für pädiatrische Rheumatologie.

Morbus Bechterew

Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans, Spondylitis ancylopoetica, SA): Chronische rheumatische Erkrankung, bei der entzündliche Prozesse im Endstadium zu einer knöchernen Versteifung der Wirbelsäule führen. Betroffen sind manchmal auch andere Gelenke, seltener andere Organe. Die Erkrankung beginnt im Alter zwischen 15 und 40 Jahren. Etwa 1 Million Deutsche leiden an Morbus Bechterew, die Erkrankung ist jedoch nur bei jedem 10. von ihnen diagnostiziert. Männer sind viermal häufiger betroffen als Frauen. Der Verlauf variiert, M. Bechterew kann jederzeit zum Stillstand kommen oder aber langsam über Jahrzehnte bis zur völligen Versteifung der Wirbelsäule voranschreiten. 80 % der Patienten bleiben bei eingeschränkter Beweglichkeit voll erwerbsfähig und sind in Lebensführung und Lebensdauer kaum beeinträchtigt.

Abzugrenzen ist die undifferenzierte Spondylarthritis, eine entzündliche rheumatische Erkrankung der Wirbelsäule oder einzelner großer Gelenke der unteren Extremität, im Sinne einer Spondylarthritis, ohne dass aber eine Zuordnung zu einem Morbus Bechterew, einer Psoriasis-Arthritis oder reaktiven Arthritis erfolgen kann. Die undifferenzierte Spondylarthritis stellt die häufigste Diagnose unter den Spondylarthritiden dar.

Leitbeschwerden

  • Langsame, über Wochen zunehmende, tief sitzende Rückenschmerzen mit Ausstrahlung in die Oberschenkel und zunehmende Steifigkeit in der Lendenwirbelsäule
  • Steifigkeit und Schmerzen vor allem in den frühen Morgenstunden
  • Besserung bei Bewegung und Verschlimmerung bei Ruhe, so dass es den Patienten aus dem Bett treibt
  • Wechselnde Schmerzen und Schwellungen einzelner großer Gelenke (Knie, Hüften, Schultern, Ellbogen), an der Ferse oder an anderen Sehnenansätzen
  • Augenschmerzen, erhöhte Lichtempfindlichkeit 
  • Schmerzen beim Niesen oder Husten über dem Brustbein, Beschwerden beim Einatmen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen oder Wochen, wenn

  • Rückenschmerzen in Ruhe auftreten und über Wochen anhalten
  • Große Gelenke schmerzhaft geschwollen sind.

Die Erkrankung

Die Ursache der Erkrankung ist ungeklärt. Als Auslöser wird vermutet, dass eine Infektion der Verdauungs- oder Harnwege mit verschiedenen Bakterien mit einer erblichen Veranlagung zusammentreffen muss. Über 90 % der Patienten tragen auf der Oberfläche ihrer Gewebezellen das genetische Merkmal (Antigen) HLA-B27; auf den weißen Blutkörperchen wird es nachgewiesen.

Die Erkrankung beginnt langsam und schleichend, sie ist gekennzeichnet durch eine Entzündung der Kreuzbeingelenke (Iliosakralgelenke), der Wirbelsäulengelenke und selten der Bandscheiben. Die chronische Entzündung führt zu einer knöchernen Versteifung der Wirbelsäule (Ankylosierung). Ist die Wirbelsäule erst einmal steif, schmerzt sie nicht mehr, aber die Patienten können sich nicht mehr bücken oder den Kopf zur Seite drehen. Im Röntgenbild sieht man, dass die einzelnen Wirbelkörper verschmolzen sind. Die Wirbelsäule gleicht einem großen Bambusstab. Bei fast der Hälfte aller Erkrankten kommt es im Verlauf zum asymmetrischen (nur eine Seite betreffenden) Befall anderer Gelenke, vor allem von Knie und Sprunggelenk. Die Veränderungen an den Wirbelgelenken schränken auch die Beweglichkeit des Brustkorbs ein. Dadurch wird die Atmung erschwert.

Morbus Bechterew gehört zur Gruppe der Spondyloarthritiden (Spondylarthropathie, Spondylarthritis, Spondarthritis). 40 % aller Patienten, die zum Hausarzt gehen, leiden unter Rückenschmerzen – natürlich haben nicht alle diese Patienten eine Erkrankung aus der Gruppe der Spondyloarthritiden. Aber immerhin 1,5 Millionen Deutsche leiden an einer solchen Erkrankung, bei der primär die Wirbelsäulengelenke betroffen sind. Oft sind periphere Gelenke an Händen, Füßen, Ellenbogen, Knien, Schultern oder Hüften einbezogen. Zusätzlich findet man Entzündungen der Sehnenansätze (Enthesiopathie), Haut-, Nagel- und Schleimhautveränderungen, aber auch die Augen, der Urogenitaltrakt, das Herz, die Lungen und die Nieren können beteiligt sein. Spondyloarthritiden sind mit dem genetischen Merkmal (Antigen) HLA-B27 assoziiert, der auf den weißen Blutkörperchen nachweisbar ist. Zu dieser Erkrankungsgruppe gehören neben Morbus Bechterew reaktive Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Arthritis bei entzündlichen Darmerkrankungen und undifferenzierte Spondylarthritis.

Das macht der Arzt

Die Diagnose beruht meist auf dem Patientengespräch (Anamnese) und der klinischen Untersuchung. Charakteristisch für Morbus Bechterew sind eine eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule und häufig eine Sakroiliitis. Das ist eine Entzündung zwischen Kreuzbein und den beiden Darmbeinknochen, die mit dem Kreuzbein den Beckenring bilden. Eine Blutuntersuchung weist HLA-B27 nach, während die üblichen Entzündungszeichen wie BSG und CRP in vielen Fällen negativ ausfallen. Im Frühstadium kann ein Kernspin der Kreuzbeingelenke die Diagnose stützen, während Röntgenbilder die entzündlichen Veränderungen noch nicht zeigen.

Die Schmerzen lassen sich gut mit nichtsteroidalen Antirheumatika bekämpfen. Die Auswahl und die Dosis richten sich nach der Intensität der Beschwerden und der Verträglichkeit der Medikamente. Sie können bei Beschwerdefreiheit abgesetzt werden.

Die allmähliche Versteifung der Wirbelsäule lässt sich medikamentös kaum aufhalten. Damit sie jedoch möglichst langsam und in einigermaßen aufrechter Haltung versteift, ist die tägliche, konsequente Krankengymnastik sehr wichtig. Hierzu gibt es dem jeweiligen Erkrankungsstadium angepasste Übungsprogramme, die in Gruppen oder in der physiotherapeutischen Praxis durchgeführt und erlernt werden. Tägliche morgendliche Übungen helfen gleichzeitig gegen die Morgensteifigkeit und die damit zusammenhängenden Schmerzen. So erreichen viele Patienten eine deutliche Besserung.

Bei einer Entzündung der Sehnen sind Ultraschallbehandlungen und Schwachstromtherapie (Iontophorese) zu empfehlen. Therapien mit Gleichstrom (hydrogalvanische Vollbäder) lindern die Beschwerden der Sakroiliitis. Bei schweren Formen hilft vermutlich das radioaktive Edelgas Radon, das (z. T. in Kombination mit Überwärmung) in einigen Kurorten angeboten wird.

Selbsthilfe

Durch den Morbus Bechterew krümmt sich die Wirbelsäule tendenziell nach vorne. Um dies zu verhindern, müssen Sie alles unternehmen, um langfristig Ihre aufrechte Haltung zu bewahren. Die regelmäßigen Bewegungsübungen sind ein ganz wesentlicher Teil der Therapie, aber auch im Alltag gilt es, Einiges zu beachten:

Beruf. Ideal ist eine berufliche Tätigkeit, die Ihnen abwechselnd Sitzen, Stehen und Gehen ermöglicht und Ihnen erlaubt, sich mittags 10–20 Minuten lang ganz flach hinzulegen, damit sich die Wirbelsäule wieder gerade richtet. Achten Sie beim Sitzen darauf, dass das Becken nicht nach hinten kippt, suchen Sie sich Ihren geeigneten Stuhl, probieren Sie einen Sitzkeil (eventuell auch beim Autofahren). Ein Zeichenbrett, eine schräge Tischplatte oder ein verstellbarer Pultaufsatz helfen, damit Sie sich nicht ständig nach vorne beugen müssen. Falls Sie Schwierigkeiten haben, diese für Sie notwendigen Maßnahmen an Ihrem Arbeitsplatz einzuführen oder auf Unverständnis stoßen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Arbeitgeber oder versuchen Sie z. B. mithilfe eines Ratgebers Ihre Lage zu erklären.

Schlaf. Schlafen Sie auf einer festen Matratze, sie darf auf keinen Fall durchhängen. Auf Reisen legen Sie die Matratze im Notfall auf den Fußboden. Benutzen Sie ein kleines Kopfkissen, so dass der Kopf gerade liegt und nicht in den Nacken kippt. Keilkissen und große Kopfkissen, die bis unter die Schultern reichen, tragen zur Krümmung der Brustwirbelsäule bei. Schlafen in der Bauchlage ist günstig, in der Seitenlage mit gekrümmtem Rücken dagegen eher ungünstig.

Sport. Die Diagnose Morbus Bechterew bedeutet kein Sportverbot. Im Gegenteil: Jede körperliche Aktivität ist gut und falls Sie eine Sportart beherrschen, bleiben Sie ruhig dabei und passen Sie sie, falls nötig, an Ihr Krankheitsstadium an. Bedenken Sie aber, dass der Sport nicht die Krankengymnastik ersetzt. Besonders geeignet sind Sportarten, bei denen Sie sich strecken müssen und keine großen Erschütterungen auftreten, aber dennoch alle Muskeln und Gelenke beansprucht werden. Empfehlenswert sind Schwimmen (um den Hals nicht zu überstrecken, schwimmen Sie eher auf dem Rücken), Skilanglauf, Wandern (mit Teleskopstöcken) und Radfahren (mit hohem Lenker und nach vorn gekipptem, weich gefederten Sattel) sowie Volleyball.

Komplementärmedizin

Zur Linderung von Schmerzen und zur Eindämmung der Entzündung eignen sich die gleichen komplementärmedizinischen Maßnahmen wie die bei der Rheumatoiden Arthritis.

Weiterführende Informationen

  • www.bechterew.de – Gute Internetseite der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e. V., Schweinfurt: Mit Erklärungen zur Krankheitsentstehung, Diagnose und Therapie, besonders der Bewegungstherapie, Ratschlägen zur Alltagsbewältigung und Literaturtipps.
  • U. Wolf; L. Hammel: Der Morbus-Bechterew-Gymnastik-Kalender. Haug, 1999. Heimprogramm mit den wichtigsten Übungen für 4 Wochen.

Psoriasis-Arthritis

Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica): Entzündliche, rheumatische Erkrankung aus der Gruppe der Spondyloarthritiden, die bei ~ 15 % der Patienten mit einer Schuppenflechte (Psoriasis) auftritt. Betroffen sind periphere Gelenke und die Wirbelsäule, aber auch Sehnen und Sehnenansätze. Die Hauterkrankung geht in 60 % der Fälle der Arthritis um Jahre voraus, so dass bei Ausbruch der Arthritis typische Hautveränderungen vorhanden sind. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen.

Leitbeschwerden

  • Beschwerden der Schuppenflechte wie gerötete schuppige Hautstellen und gelblich fleckige oder zerbröckelnde Fingernägel
  • Gelenkschmerzen vor allem in Ruhe und in den frühen Morgenstunden, ausgeprägte Morgensteifigkeit
  • Tief sitzende Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen
  • Besserung der Schmerzen und der Steifigkeit durch Bewegung.

Die Erkrankung

Die Schuppenflechte ist eine der häufigsten chronischen Hautkrankheiten, unter ihr leiden 2–3 % der Bevölkerung. Warum bei einem Teil der Patienten begleitend eine Psoriasis-Arthritis auftritt, ist unbekannt. Man nimmt eine Kombination aus genetischen, immunologischen und Umwelt-Faktoren an. Bei 40 % der Patienten mit Psoriasis-Arthritis leiden Familienmitglieder ebenfalls an der Erkrankung. Genetische Risikomarker für eine Psoriasis-Arthritis sind die Antigene des HLA-Systems.

Typisch für die Psoriasis-Arthritis ist der asymmetrische Gelenkbefall in Form eines Strahl- oder eines Transversalbefalls. Beim Strahlbefall sind alle drei Gelenke eines Fingers oder einer Zehe betroffen. Sind zusätzlich die Gewebe zwischen den Gelenken entzündet und verdickt, spricht man von Wurstfingern oder Wurstzehen. Beim Transversalbefall ist eines der drei Gelenke an allen Fingern einer Hand oder Zehen eines Fußes betroffen. Charakteristischerweise sind auch Sehnen und Sehnenansätze betroffen, z. B. Achillessehnen.

Das macht der Arzt

Die Diagnose ergibt sich meistens aus dem klinischen Bild: Gelenkschmerzen- und -schwellungen, tiefe Kreuzschmerzen und -steifigkeit besonders in Ruhe und am Morgen, die sich unter Bewegung bessern, sprechen in Verbindung mit dem Vorliegen einer Schuppenflechte für eine Psoriasis-Arthritis.

Die Therapie erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Hautarzt (Dermatologen). In vielen Fällen genügen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen.

Sollte das nicht ausreichen, verordnet der Arzt Methotrexat. In ganz schweren Fällen wird auch Cyclosporin A eingesetzt. Monoklonale Antikörper wie Remicade® sind sehr teuer und werden nur dann verordnet, wenn keines der vorher genannten Medikamente wirkt oder sie unerträgliche Nebenwirkungen verursachen. Die letzten drei Medikamente (Methotrexat, Cyclosporin A und Remicade®) unterdrücken auch die Hautbefunde der Schuppenflechte.

Regelmäßige Krankengymnastik ist unverzichtbar.

Reaktive Arthritis

Reaktive Arthritis: Akute Entzündung eines oder mehrerer Gelenke infolge einer bakteriellen Infektion von Harnwegen, Darm oder Atemwegen. Betroffen sind meist einzelne große Gelenke der unteren Extremität auf nur einer Körperseite.

Eine Reaktive Arthritis heilt normalerweise innerhalb eines Jahres aus und verursacht keine dauerhaften Gelenkschäden, am häufigsten betroffen sind junge Männer.

Leitbeschwerden

  • Einseitig schmerzhafte, geschwollene große Gelenke
  • Geschwollene einzelne Finger oder Zehen (Wurstzehe, Wurstfinger)
  • Schmerzen der Sehnen oder Sehnenscheiden (z. B. Achillessehne)
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Schmerzen und Fremdkörpergefühl in den Augen, erhöhte Lichtempfindlichkeit
  • Schleimhautveränderungen an der Eichel.

Die Erkrankung

Es wird eine überschießende Immunreaktion nach bestimmten Bakterieninfekten angenommen. Die Neigung zu dieser überschießenden Reaktion ist genetisch bedingt. Etwa die Hälfte aller Patienten mit einer Reaktiven Arthritis trägt das HLA-B27-Antigen. Trotzdem erkranken diese Patienten nur selten an Spondylarthritiden.

Normalerweise entwickelt der Organismus nach einer Bakterieninfektion eine natürliche Immunität. Anscheinend bleibt jedoch bei vielen HLA-B-27-Trägern ein Reservoir im Körper bestehen, aus dem schubweise Erreger über das Blut in die Gelenke gelangen und diese reaktive Arthritiden erneut auslösen.

Im Allgemeinen sind mehrere Gelenke betroffen, häufig Knie-, Sprung-, Zehen- oder Handgelenk. Manchmal wandert die Entzündung auch von einem Gelenk zum anderen.

Eine seltene Sonderform der Reaktiven Arthritis ist der Morbus Reiter (Reitersche Krankheit, Reiter-Krankheit) mit den drei typischen Symptomen Harnröhrenentzündung, Gelenkentzündung und Bindehautentzündung. Bei Patienten mit Morbus Reiter kommt es in ~ 25 % zu chronischen Gelenkentzündungen, Sehnenproblemen oder Rückfällen.

Das macht der Arzt

Vorausgegangene Infektionen geben erste Hinweise auf eine Reaktive Arthritis. Zum Nachweis des Erregers wird z. B. ein Harnröhrenabstrich vorgenommen, eine Stuhlkultur angelegt oder der Arzt findet entsprechende Antikörper. Die Blutuntersuchung ergibt Hinweise auf eine akute Entzündung (BSG und CRP erhöht, Leukozytose). Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder CT können im chronischen Stadium dazu beitragen, Veränderungen im Gelenk zu beurteilen.

Im akuten Stadium besteht die Behandlung aus physikalischen Maßnahmen wie Kältetherapie (Kaltluft, Kühlpacks), Ultraschall oder kurzzeitiger Ruhigstellung. Für die medikamentöse Therapie kommen in erster Linie nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen in Frage. Kommt es zu keiner Besserung, kann eine Kortisontherapie nötig werden. Nach Ausschluss einer bakteriellen Gelenkinfektion kann Kortison auch direkt in das entzündete Gelenk gespritzt werden.

Bei chronischem Verlauf der Arthritis ist eine Therapie mit Basistherapeutika wie Sulfasalazin oder Infliximab erforderlich. Interessanterweise haben Antibiotika keinen Effekt auf den Verlauf. Bei Chlamydien muss auch der Partner prophylaktisch behandelt werden, um eine erneute Infektion durch Sexualkontakte zu vermeiden. Liegt eine Augenbeteiligung, insbesondere eine Regenbogenhautentzündung vor, wird der Augenarzt hinzugezogen.

Rheumatoide Arthritis

Rheumatoide Arthritis (RA, [primär] chronische Polyarthritis, cP, PCP): Schwere chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung der Gelenke, aber auch der Schleimbeutel, Sehnenscheiden, Gefäße, Augen, Haut und inneren Organe. 1 % der Bevölkerung ist betroffen, Frauen zwei- bis dreimal häufiger als Männer. Die Erkrankung kann in jedem Alter beginnen, am häufigsten zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr sowie jenseits des 60. Lebensjahres. Die Rheumatoide Arthritis verringert spürbar die Lebenserwartung (bei Männern um bis zu 5 Jahre, bei Frauen um bis zu 15 Jahre). Die Prognose ist abhängig von einer frühzeitigen adäquaten Therapie, sie sollte spätestens 4 Monate nach Krankheitsbeginn einsetzen.

Leitbeschwerden

Bei Krankheitsbeginn:

  • Vorübergehende Gelenkschmerzen und Gelenkschwellungen insbesondere der Fingergrundgelenke, fast immer symmetrisch
  • Morgensteifigkeit der Gelenke
  • Allgemeines Krankheitsgefühl: Müdigkeit, Gewichtsverlust, leichtes Fieber
  • Druckschmerz aller Fingergrundgelenke beim Händedruck (Begrüßungsschmerz)
  • Diffuse Schmerzen der Sehnenscheiden.

In den folgenden Wochen/Monaten zusätzlich:

  • Morgensteifigkeit über 1 Stunde anhaltend
  • Kraftlosigkeit der Hände
  • Gelenkschmerzen und Schwellungen typischerweise symmetrisch in den Fingergrund- und den Fingermittelgelenken
  • Ausgeprägter Begrüßungsschmerz.

Im Vollbild zusätzlich:

  • Verschiedene Handdeformitäten durch Gelenkzerstörungen
  • Gummiartige Knoten an den Streckseiten der Gelenke (selten)
  • Kurzatmigkeit durch Rippenfellentzündung und Herzbeutelentzündung
  • Hautdefekte vor allem an Unterschenkeln und Fußrücken
  • Augenschmerzen durch Lederhautentzündung
  • Trockenheit von Mund und Augen (Sicca-Symptome).

Die Erkrankung

Bei der Rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung. Meistens beginnt die Entzündung gleichzeitig an den Fingergrundgelenken beider Seiten. Später springt die Entzündung symmetrisch auf andere Gelenke über. Innerhalb von Monaten werden mehr und mehr Gelenke befallen, so Knie-, Hand-, Sprung-, Schulter-, Zehengrund-, Ellenbogen-, Hüftgelenke und die Halswirbelsäule. Eine ungebremste Entzündung verursacht starke Schmerzen und greift Gelenkknorpel und Knochen an. Die Gelenke verformen sich, versteifen und verlieren ihre Funktion. Bei wenigen Patienten bilden sich gummiartige Knoten (Rheumaknoten) an den Gelenken, aber auch in inneren Organen wie Lunge, Herz, Stimmbändern, der Aorta und selbst in der harten Hirnhaut.

40 Prozent der Patienten erleiden bereits in den ersten 6 Monaten irreversible Schäden an den Gelenkknochen. Nach 10 Jahren müssen 18 Prozent der Patienten mit künstlichen Hüft- oder Kniegelenken versorgt werden und 10 Prozent sind schwerstbehindert.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Die Diagnose Rheumatoide Arthritis wird anhand der Krankheitssymptome und der rheumatologischen Untersuchung gestellt. Das Blutlabor zeigt eine erhöhte BSG, erhöhtes CRP und eine entzündungsbedingte Blutarmut. Rheumafaktoren sind bei etwa 70 Prozent und antinukleäre Antikörper (ANA) bei etwa 20 Prozent der Patienten nachweisbar, aber erst nach langjährigem Verlauf. Bei ebenfalls 70 Prozent der Betroffenen sind CCP-Antikörper (auch ACP-Antikörper oder ACPA genannt) nachweisbar, was mit hoher Wahrscheinlichkeit eine rheumatoide Arthritis vermuten lässt. Sie dienen neben Rheumafaktoren auch der Verlaufskontrolle. Ultraschalluntersuchungen geben zusätzliche Informationen über eine Beteiligung der Gelenkweichteile. Seit April 2009 ist außerdem ein bildgebendes Untersuchungsverfahren zur Früherkennung unter dem Namen Rheumascan in der EU zugelassen. Dabei wird fluoreszierender Farbstoff in die Hand gespritzt. Sammelt sich der Farbstoff in einzelnen Gelenken, ist das ein Hinweis auf einen Rheumaherd. Das schmerzfreie Verfahren dauert einige Minuten und verursacht keine Nebenwirkungen.

Üblicherweise wird die Diagnose Rheumatoide Arthritis dann als definitiv bezeichnet, wenn vier der folgenden sieben ACR-Kriterien (vom American College of Rheumatology festgelegt) erfüllt sind:

  • Morgensteife der Gelenke von mindestens 1 Stunde Dauer
  • Entzündung in drei und mehr Gelenkregionen
  • Arthritis der Hand
  • symmetrische Arthritis: Beteiligung der gleichen Gelenkregionen auf beiden Körperhälften
  • Rheumaknoten: subkutane Knoten über Knochenvorsprüngen oder in Gelenknähe
  • Nachweis von Rheumafaktoren im Blut
  • Röntgenologische Veränderungen.

Forscher bemängeln diese Klassifikationskriterien schon seit geraumer Zeit, weil diese Symptome erst auftreten, wenn die Erkrankung fortgeschritten ist und bereits Gelenkschäden vorliegen. Das hindert Mediziner daran, eine rheumatoide Arthritis bereits im Frühstadium zu erkennen und rechtzeitig zu therapieren, und somit auch Spätfolgen entgegenzuwirken. Daher hat nun das ACR gemeinsam mit der EULAR (European League against Rheumatism) einen neuen Kriterienkatalog erarbeitet. Den einzelnen Kriterien ist jeweils ein bestimmter Punktewert (siehe Klammern) zugeordnet. Ergibt sich in der Summe eine Punktzahl von größer als sechs, so liegt gemäß des Katalogs eine definitive RA vor.

Kategorie A – Gelenkbeteiligung

  • ein großes Gelenk (0)
  • 2–10 große Gelenke (1)
  • 1–3 kleine Gelenke mit oder ohne Beteiligung großer Gelenke (2)
  • 4–10 kleine Gelenke mit oder ohne Beteiligung großer Gelenke (5)

Kategorie B – Serologie (Mindestens ein Testergebnis wird für die Klassifikation benötigt)

  • negativer Rheumafaktor und negativer ACPA (0)
  • niedrig positiver Rheumafaktor oder niedrig positiver ACPA (2)
  • hoch positiver Rheumafaktor oder hoch positiver ACPA (3)

Kategorie C – Akute-Phase-Reaktion (Mindestens ein Testergebnis wird für die Klassifikation benötigt)

  • normales CRP und normale BSG (0)
  • erhöhtes CRP oder beschleunigte BSG (1)

Kategorie D – Dauer der Symptome

  • weniger als sechs Wochen (0)
  • mehr als sechs Wochen (1)

Zur Dokumentation (und auch zur Verlaufskontrolle) setzen sich zunehmend standardisierte Fragebögen wie der DAS-28 (disease activity score) oder der RADAI-Fragebogen (Rheumatoid Arthritis Disease Activity Index) durch.

Neuesten Erkenntnissen zufolge verbessern die neuen Kriterien die RA-Therapie deutlich. Sie führen nicht nur zu einer frühzeitigeren Therapie, sondern tragen auch dazu bei, Beschwerden langfristig zu lindern. Zudem erlaubt die schnellere Diagnose auch einen früheren Einsatz von TNF-α-Hemmern. Medikamente, von denen vor allem therapieresistente RA-Patienten profitieren.

Therapie. Die Therapie zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Entzündungsreaktionen und damit die Schäden an den Gelenken zu stoppen und ihre Beweglichkeit zu erhalten. Der Rheumatologe muss dabei für jeden Patienten die richtige Balance finden zwischen ausreichend intensiver Therapie und einer möglichst geringen Belastung durch Arzneimittelnebenwirkungen und andere Einschränkungen. Gerade in der Anfangszeit sollte aber eher früh und intensiv therapiert werden, vor allem mit den Basistherapeutika, da besonders in den ersten 2 Jahren der Erkrankung die schlimmsten Gelenkzerstörungen drohen.

Die Betroffenen werden frühzeitig mit einer Kombination aus nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und Basistherapeutika (Methotrexat, Sulfasalazin, Chloroquin, Leflunomid, die Goldsalzpräparate Auranofin und Natriumaurothiomalat) therapiert. Um die Zeit bis zum Wirkungseintritt zu überbrücken, kann zumindest vorübergehend eine Kortisontherapie erfolgen. Um Nebenwirkungen gering zu halten, sollte die Dosis deutlich unter der Cushing-Schwelle bleiben und die Threapie innerhalb von sechs Monaten ausgeschlichen werden.

Inzwischen kam eine neue Arzneistoffklasse zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis auf den Markt: die Januskinase-Inhibitoren. In ersten Studien zeigten sie sich der bisherigen Standardtherapie mit Methotrexat (MTX) überlegen.

Sondertext: Kortisontherapie und Cushing-Schwelle

Kommt die Erkrankung trotz intensiver Therapie nicht zum Stillstand, richtet sich das weitere Vorgehen nach den klinischen Zeichen: Sind nur wenige Gelenke entzündet, kommen lokale Therapien wie eine intraartikuläre Kortisontherapie, eine Synoviorthese oder eine Synovektomie zum Einsatz. Ansonsten kann die Dosierung der Basistherapie erhöht, eine hochdosierte Kortisontherapie auch intravenös eingesetzt oder mehrere Basistherapeutika kombiniert werden. Kommt es auch dadurch nicht zu einer Besserung, verordnet der Arzt monoklonale Antikörper. Dazu gehören etwa die TNF-α-Hemmer und das Immunsupressivum Tocilizumab. Die EULAR (European League against Rheumatism) empfiehlt, monoklonale Antikörper möglichst früh einzusetzen, spätestens jedoch dann, wenn eine Starttherapie mit Methotrexat alleine wirkungslos bleibt.

Krankengymnastische Übungen sind unerlässlich zum Erhalt der Gelenkfunktion, am besten werden sie im Rahmen einer Patientenschulung erlernt. Physikalische Therapien wie Massage, Wärme- und Kältetherapien nutzen ebenfalls, dürfen jedoch die aktive (Kranken-)Gymnastik nie ersetzen. In Einzelfällen wird der Rheumatologe invasive Therapiemaßnahmen wie die Synoviorthese, die Synovektomie oder eine Gelenkversteifung bzw. Gelenkersatz in Betracht ziehen.

Selbsthilfe

Vielen Patienten fällt es schwer, die richtige Balance zu finden zwischen dem notwendigen Engagement für Krankengymnastik und anderen Behandlungen und dem Wunsch, weiterhin ein normales Leben zu führen und sich von der Krankheit nicht vereinnahmen zu lassen. Neben den Schmerzen belasten vor allem die geringe Greifkraft und die eingeschränkte Beweglichkeit im Alltag. Jeder Betroffene muss seinen eigenen Weg finden, der Austausch in Selbsthilfegruppen kann dabei helfen.

Ernährung. Am meisten profitieren Rheumakranke von einer ausgewogenen, aber fleischarmen bis fleischlosen Kost. Nützlich soll ein hoher Anteil an Fisch sein, da den Omega-3-Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wird. Die Ernährung spielt eine wesentliche Rolle bei chronischen Entzündungen. Viele Patienten sind oft mangelernährt, was die Erkrankung nur verschlimmert. Daher profitieren Betroffene auch zusätzlich von einer Ernährungsberatung.

Kälte. Eisbeutel oder Kühlpacks aus dem Gefrierfach mehrmals täglich für einige Minuten auf akut betroffene Gelenke gelegt, lindern Schmerzen und Schwellungen im akuten Stadium. Die Beutel sollten dazu immer in ein Tuch eingeschlagen werden, damit die Haut keine Erfrierungsschäden davonträgt.

Gymnastik und Handmotorik. Krankengymnastik muss sein, denn nur so lassen sich Kontrakturen verhindern und Muskeln erhalten und kräftigen. Das verlangt starke Selbstdisziplin und ist leider auch zeitintensiv.

Viele Arthritis-Patienten finden krankengymnastische Übungen im Wasser angenehm – probieren Sie aus, welche Übungen aus Ihrem Bewegungsprogramm Ihnen im Wasser mehr Spaß machen oder leichter fallen. Für die meisten ist „Aqua-Fitness“ übrigens besser als Schwimmen: Vor allem Brustschwimmen belastet den Rücken und die Gelenke.

Tägliches Üben mit Qigong-Kugeln kann die Handmotorik und -durchblutung verbessern und entspannen helfen: Nehmen Sie die beiden Kugeln in eine Handfläche und lassen Sie die Kugeln mit leichten Bewegungen der Finger umeinander kreisen: erst zehnmal im Uhrzeigersinn, dann zehnmal gegen den Uhrzeigersinn. Wiederholen Sie die Übung mit der anderen Hand.

Hobbies. Hobbies und Sport sollten Sie auf keinen Fall aufgeben. Selbst gelenkbelastende Sportarten sollten Sie ausüben, solange die Schmerzen und Beschwerden nicht zunehmen. Auch gibt es spezielle Reiseangebote für Rheumatiker, z. B. um dem feucht-kalten Winterklima für eine Weile zu entfliehen.

Waschen und Ankleiden. Gerade morgens, wenn Waschen, Anziehen, Zähneputzen und Frisur anstehen und es außerdem schnell gehen soll, sind Steifigkeit und Schmerzen am stärksten. Soweit möglich, sollten Sie deshalb morgens keine Termine wahrnehmen. Wenn Sie Medikamente – besonders das Kortison – schon vor dem Aufstehen einnehmen, wirkt es schon beim „Morgenritual“.

Sturzprophylaxe. Stürze sind für Rheumatiker besonders gefährlich, weil Knochenbrüche nur schlecht heilen. Sie passieren zudem viel leichter, weil Fallreflexe und Abwehrbewegungen, die das Schlimmste verhindern, verlangsamt ablaufen. Sturzprophylaxe beinhaltet, die Wohnung sturzsicher zu machen (bzw. in eine solche umzuziehen), und sollte deshalb frühzeitig in Angriff genommen werden. Dazu gehören rutschfeste und griffige Böden, sicher verlegte Kabel, keine Stolperkanten und ausreichend Haltegriffe an den Wänden, vor allem im Bad und im Treppenhaus. Gehstöcke sollten immer an festen Plätzen in sinnvollen Haltevorrichtungen griffbereit sein.

Beruf. Rheumapatienten werden häufig zu Frührentnern (gemacht) und die Verrentung, egal ob vom Arbeitgeber angetragen oder selbst angestrengt, ist immer eine einschneidende Lebensumstellung. Bevor Sie jedoch den Job an den Nagel hängen, sollten Sie sich intensiv bezüglich Umschulungsmöglichkeiten und einen Wechsel innerhalb des Betriebs beraten lassen.

Schlafen. Nachts ist es wichtig, die entzündeten Gelenke in einer funktionsgerechten Haltung zu lagern und eventuell leicht zu fixieren. Sind Hüft-, Knie- oder Sprunggelenke betroffen, sollten Sie keinesfalls mit überkreuzten Beinen liegen.

Komplementärmedizin

Einmal zerstörte Gelenkstrukturen können auch mit komplementärmedizinischen Maßnahmen nicht mehr geheilt werden. Einigen Verfahren wird jedoch ein positiver Einfluss auf die Entzündungsprozesse sowie ein schmerzlindernder Effekt zugeschrieben. Oberstes Gebot sollte es jedoch sein, diese nicht anstelle, sondern in Kombination mit der konventionellen Therapie einzusetzen.

Pflanzenheilkunde. Häufig eingesetzte standardisierte Pflanzenextrakte zur Einnahme sind die Teufelskrallenwurzel (z. B. Rheuma-Sern®-Kapseln) und die Weidenrinde (z. B. Assalix®-Dragees) zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung. Da sie selten Magen-Darm-Probleme verursachen, eignen sie sich auch zur längerfristigen Anwendung, jedoch vermögen sie Schmerzen nicht so gut zu lindern wie synthetisch hergestellte Schmerzmittel. Weitere bewährte Phytopharmaka mit entzündungshemmenden Eigenschaften sind aus schwarzem Johannisbeer- und Borretschsamen sowie aus der Nachtkerze gewonnene Öle zur Einnahme (z. B. Glandol-forte®-Kapseln, Epogam®-Kapseln), die aufgrund ihres hohen Gehalts an Gamma-Linolensäure traditionell bei Hauterkrankungen wie z. B. Neurodermitis eingesetzt werden. Studien haben gezeigt, dass einige RA-Patienten bei regelmäßiger Einnahme ihren Verbrauch an nichtsteroidalen Entzündungshemmern reduzieren konnten. Auch für die längerfristige Anwendung von standardisierten Knoblauch- und Ingwerextrakten hat eine Studie positive Hinweise auf eine Linderung von Schmerzen sowie einen Rückgang der Schwellungen festgestellt. Von den verschiedenen standardisierten Heilpflanzenkombinationen schnitt in Vergleichsstudien eine Kombination aus Zitterpappel, Esche und Goldrute (Phytodolor®) am besten ab; je nach Schmerzintensität werden von der Tinktur mehrmals täglich 20–40 Tropfen in etwas Flüssigkeit eingenommen.

In Salben- oder Pflasterform bzw. als Badezusatz stehen Präparate mit Cayennepfeffer (z. B. Kneipp® Rheumasalbe, Rheumaplast N®), Beinwell (z. B. Kytta-Plasma® Umschlagpaste) oder mit verschiedenen Aromaölen (z. B. Kneipp® Rheumabad, Leukona®-Rheumasalbe) zur äußerlichen Anwendung zur Verfügung.

Enzymtherapie. Zur Eindämmung der Entzündung wird das Ananasenzym Bromelain in hoher Dosierung einzeln (z. B. Bromelain-POS®) oder in Kombination mit anderen Enzymen (z. B. mit dem Pankreasenzym in Wobenzym® N) in Tabletten- oder Pulverform eingesetzt.

Akupunktur. Obwohl Akupunktur häufig zur Linderung einer Rheumatoiden Arthritis empfohlen wird, liegen bislang noch keine gesicherten Erkenntnisse über den therapeutischen Nutzen vor; positive Erfahrungsberichte legen aber eine schmerzlindernde Wirkung nahe.

Entspannungsverfahren. Unbestritten ist die positive Wirkung von regelmäßig ausgeübten Entspannungstechniken. Besonders bewährt haben sich Autogenes Training, Yoga oder die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson. Viele Betroffene berichten von einer größeren Akzeptanz und einem gelasseneren Umgang mit den Schmerzen, zudem scheinen die Übungen einen positiven Einfluss auf die Gelenkfunktion zu haben.

Biofeedback. Verschiedene Studienergebnisse lassen auf eine Besserung der Beschwerden durch Biofeedback schließen.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt eine individuell abgestimmte Konstitutionstherapie, häufig eingesetzte Homöopathika sind z. B. Acidum nitricum, China, Cimicifuga, Colchicum, Pulsatilla, Sulfur, Thuja und Viscum album; zudem sind Kombinationspräparate (z. B. Röwo®-778 Symphytum Rö-Plex®-T-Tropfen) erhältlich.

Magnettherapie. Lange Zeit waren vor allem Knochenbrüche die Domäne der Magnettherapie. Mittlerweile gibt es Studien, die besagen, dass die Methode auch den Krankheitsverlauf von chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen positiv beeinflusst. Bei dem Verfahren werden pulsierende elektromagnetische Felder von elektronisch geregelten Steuergeräten in bestimmten Taktfrequenzen erzeugt, die entweder in Form eines Stabes, Kissens auf einzelne Körperregionen oder als Ganzkörpermatte dem gesamten Organismus zugeführt werden. Bei der Behandlung einer Rheumatoiden Arthritis und anderer chronischer Autoimmunerkrankungen des Bewegungsapparats aktivieren diese Magnetfelder u.a. den Zellstoffwechselprozess und verbessern so Durchblutung und Regeneration des (entzündeten) Gewebes. So erklärt man sich die entzündungshemmende, schmerzlindernde, abschwellende und bis zu einem gewissen Grad auch regenerierende Wirkung auf die betroffenen Knorpel und Gelenkstrukturen. Voraussetzung ist die regelmäßige Anwendung über mehrere Wochen und Monate – nach einer Einweisung durch einen versierten Therapeuten ist die Weiterführung der Therapie auch zu Hause möglich.

Weiterführende Informationen

  • www.rheuma-online.de Suchbegriff Polyarthritis – Sehr informative Internetseite aus Meerbusch, die wissenschaftlich betreut wird. Gute Darstellung des Krankheitsbilds.
  • www.rheumatoide-arthritis.de – Gute, allerdings nicht unabhängige Internetseite aus München, mit Erklärungen zur Krankheitsentstehung, Diagnose und Therapie und vielen praktischen Tipps.

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